The True Hitchhiker's Guide to the Galaxy

Burnham's Celestial Handbook
An Observer's Guide to the Universe Beyond the Solar System

by
Robert Burnham Jr.

Es ist nicht ganz einfach, das Besondere an diesen fast 10 cm Buch zu beschreiben. Daher habe ich hier mal ein paar beispielhafte Seiten gescannt und mit einigen beschreibenden Bemerkungen versehen. Bei den Beschreibungen habe ich mich um Objektivität bemüht. Anders bei den dazugegebenen Wertungen: Hier gebe ich ganz subjektiv aus meiner Sicht als visueller Beobachter mit moderater Öffnung von 60-200 mm meinen Senf dazu. Klicken auf die Bilder liefert übrigens den jeweiligen Scan in Originalgrösse (i.d.R. um 100 kB gross).

Seite 735

Übersichtstabellen (Schwan)

Die Sternbilder sind alfabetisch angeordnet. Auf jeder Seite ist im Kopf gut sichtbar angegeben, wo man sich gerade aufhält.

Jedes Kapitel eröffnet mit zwei Tabellen, die Doppelsterne, Mehrfachsterne und Veränderliche bzw Sternhaufen, Nebel und Galaxien auflisten. Einen Eindruck von den Angaben zu den Sternen erhält man aus dem Scan. Bei den flächigen Objekten ist z.B. angegeben:

    NGC 2903 Type Gx Sb/Sc; 9.7; 11,0'x4,7';
    cB,vL,E,gmbM; many armed spiral (*)

Der Stern (*) deutet an, dass das Objekt im folgenden Textteil eingehend beschrieben wird. Die Positionsangaben sind zur Epoche 1950.0 angegeben.

Zu den Objekten gibt es keine Aufsuchkarten.

Die alfabetische Anordnung ist etwas schade, da man zu jeder Jahreszeit alle Bände benötigt. Eine Anordnung nach RA könnte hier zweckmäßiger sein. Es hat aber wegen der in den Bänden verteilten theoretischen Artikel seine innere Logik. Man findet ein gesuchtes Sernbild wegen des übersichtlichen Seitenkopfes auch ohne Inhaltsverzeichnis sehr gut.

Auf die tabellarischen Aufstellungen würde man heute getrost verzichten, da sich entsprechende Information problemlos in maschinell auswertbarer Form aus dem Internet herunterladen lässt. Zum Erscheinungszeitpunkt (1966!) war das noch nicht denkbar. Bei genauerem Hinsehen stellt man aber fest, dass die Tabellen (insbesondere die der Doppel- und Mehrfachsterne) ein gutes Stück tiefer reichen als die in anderen Quellen und die Aufbereitung den heruntergeladenen Informationen doch überlegen ist. Eine gewisse Schwierigkeit besteht darin, etwa ß1129 z.B. in Cartes Du Ciel zu identifizieren...

Als visueller Beobachter hätte ich mir mitunter Aufsuchkarten gewünscht. Allerdings ist dieser Mangel gut zu verschmerzen, weil eine genau auf die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben zugeschnittene Aufsuchkarte ruckzuck z.B. mit Cartes Du Ciel erzeugt werden kann (wenn man die oben angesprochene kleine Hürde, die natürlich nur für die Sterne vorhanden ist, überwunden hat ;-). Die restlichen Informationen aus dem Burnham dagegen sind in der Regel überhaupt nicht anders zu bekommen. In der Summe bin ich daher eher froh, dass kein Platz mit Aufsuchkarten verschwendet wird.

Seite 769

Doppelsterne und Veränderliche (61 Cyg)

Für die in den Tabellen mit (*) gekennzeichneten Objekte findet sich im Textteil ein Abschnitt, der das Objekt genauer beschreibt.

Ein Beispiel-Eintrag für einen Doppelsterne ist links gezeigt. Es finden sich Orbit-Daten und eine Darstellung des Orbits mit Positionen zu geeigneten Zeitpunkten.

Für Veränderliche sind Himmelsausschnitte mit Vergleichssternen wiedergegeben, bei denen nie die Herkunft oder die Angaben zu Grenzgröße und Felddurchmesser fehlen. Bei Bedeckungsveränderichen wird auch auf die Geometrie der Systeme (bzw. auf die Vermutungen, die man -Stand 1960- dazu hat) eingegangen und häufig finden sich auch sehr eindrucksvolle grafische Darstellungen.

An einzelnen Sternen wird exemplarisch die Theorie der jeweiligen Klasse ausgerollt. Siehe dazu auch den Abschnitt über das HR-Diagramm.

Man erkennt, dass das nicht mein Beobachtungsinteresse trifft. Schaut Euch halt den Scan an...

Seite 939

Deep-Sky Objekte (NGC 2158)

Interessante Regionen werden unter allen möglichen Aspekten ausführlichst beschrieben. Den nebenstehenden Beitrag habe ich ausgewählt, da er einen Eindruck vom gebotenen Spektrum gibt und trotzdem noch auf eine Seite passt.

Insgesamt kommt sehr viel Information zusammen. So finden sich etwa 75 Seiten über das Sternbild Orion, 83 Seiten über Cygnus usw. Dabei ist aber zu bedenken, dass durch den Schriftsatz (Schreibmaschine) die Informationsdichte auch nicht sehr hoch ist.

Die geboteten Informationen sind m.E. einzigartig. Und dass sie natürlich auf dem Stand von 1960 stehen geblieben sind, tut der Qualität nicht wirklich Abbruch.

Seite 1342

Beobachtungsnotiz (Pferdekopf-Nebel)

Konkrete Hinweise zur Sichtbarkeit mit verschiedenen Telekoptypen finden sich mitunter, sind jedoch nicht primäre Zielrichtung und damit auch nicht systematischer Schwerpunkt dieser Darstellung. Ebenso wird nicht wirklich auf Beobachtungstechniken oder Umgebungsbedingungen eingegangen. Diese Seite ist insofern untypisch.

Es ist kein Beobachtungsbuch. Dafür sind andere Bücher zuständig, wie z.B. der Deep Sky Reiseführer von Ronald Stoyan. Andererseits fängt der "Burnham" oft gerade dort an, wo Beobachtungsbücher aufhören (oder umgkehrt, wenn man so möchte). Überhaupt wird man nicht das ELWOMSA-Werk finden, sondern mit der Zeit eine kleine Bibliothek zusammenstellen, in der sich wiederum nach einiger Zeit zeigt, welche Bücher zerlesen sind und welche noch wie am ersten Tag aussehen. Ich kann hier nur berichten, dass mein "Burnham" bald auseinanderfällt :-)

Seite 990

Theorie (HR-Diagramm)

Theorie wird immer an einzelnen Objekten aufgehängt.

Beispielsweise wird ein weit entfernter Globular mal zum Anlass genommen, einmal grundsätzlich die Verteilung der Globulars um eine Spiralgalaxie zu erörtern. Ein anderer bietet Anlass, über Altersbestimmungen anhand H-R-Diagrammen nachzudenken. Ähnlich werden die Klassen veränderlicher Sterne und Doppelsterne usw. "vor Ort" am Beispiel diskutiert.

Querverweise auf diese Abhandlungen sind nicht flächendeckend, sondern nur gelegentlich vorhanden.

Die Durchdringungstiefe der Besprechungen ist erstaunlich und erreicht (auf dem Stand von 1960) durchaus das, was heute in populärwissenschaftlichen Zeitschriften und Büchern veröffentlicht wird, und zwar in Breite. Spezielle naturwissenschaftliche Vorkenntnisse sind jedoch nie erforderlich.

Man stößt immer wieder auf Überraschendes. Leider eher zufällig. Dadurch ist es auch kein Theoriebuch. Ein Index auf die Besprechungen wäre nützlich. Vielleicht mache ich irgendwann mal sowas. Art und Tiefe der Darstellung sind m.E. dem angepeilten Leserkreis auch heute noch sehr gut angepasst. Ein echtes Schätzchen also, das hier zu heben ist.

Seite 912

Sternbild (Zwillinge)

Auch weniger naturwissenschaftliche Hinweise fehlen nicht. Bei den Sternbildern des Tierkreises und Vorführobjekten wie Orion natürlich mehr (bei letzterem z.B. incl. passender Lyrik) und bei Corona Borealis eher weniger (nichts, um genau zu sein). Dafür steht dort halt etwas über den CrB-Galaxieenhaufen!

Auf jeden Fall ist das Gesagte um Grössenklassen interessanter, als z.B. diese Ausbreitungen. Aber wie man an den Rezensionen dort sehen kann, gibt's sogar Leute, denen sowas gefällt...

Seite 734

Bildseite (Kohlensack)

Die Bilder sind in schwarzweiss wiedergegeben und genügen daher nicht den Ansprüchen, die etwa durch die Hochglanz-Aufnahmen der aktuellen Groß- und Weltraumteleskope in den Astro-Zeitschriften geweckt werden. Einige der Aufnahmen sind mit Geräten gemacht, die heute für Amateure gängig sind (12,5"), die meisten mit Grossteleskopen (200" am Mt. Palomar usw.).

Es ist auch kein Bilderbuch. Dafür gibt es viel besseres (hoffentlich funktionieren die beiden Links, gemeint sind Lorenzen's Deep Space und Malin's Unsichtbares Universum).

Seite 919

Sternaufnahmen in verschiedenem Licht (Castor & Pollux)

Mitunter geben die Bilder überraschende Einsichten, wie z.B. hier. Darüber hinaus finden sich auch eine ganze Reihe weniger aussagekräftiger Aufnahmen (etwa überbelichtete Einzelsterne und wegen zu tiefer Belichtung nicht aufgelöste Globulars usw.).

Wie gesagt: Es ist kein Bilderbuch. Das wird daher kommen, dass Mr. Burnham kaum optimierte Aufnahmen erstellt oder verwendet hat, sondern sich vorhandener Platten aus Surveys bedient hat (siehe dazu auch seine "Biographie"). Da sich heute viel besseres im Web findet, ist das aber gut zu verschmerzen.

Das oben Gesagte ist meine Sicht auf das Werk. Z.B. das (nur bis in die sechziger Jahre reichende) Literaturverzeichnis interessiert mich nicht und daher kommt es hier auch nicht vor. Wenn jemand Ergänzungen hat, möge er sie mir mitteilen. Ich würde in diesem Fall überlegen, ob ich das auch so sehe und sie ggf. aufnehmen. Ich hoffe, dass Dover Publications und so weiter nix dagegen haben, dass ich hier ca. 0,4% dieses wirklich eindrucksvollen Werks zum Zwecke der Rezension eingescannt wiedergebe. Jedenfalls kam auf eine entsprechende Anfrage ausser dem Hinweis, man würde es prüfen, seit Ende 2002 keine Reaktion. Und (um es mit dem Dichter zu sagen): Wer Rechtschreibfehler findet, darf sie behalten... Insbesondere, wenn es um irgendwelche aktuellen Reformen geht :-(