Wie der Mainzelmann den Mars zu Papier bringt

Der Rote Planet
mit 4 Zoll, Bleistift und Papier

keine Anleitung vom
Mainzelmann

 

Verwandte Seiten : Zeichnungen von den Oppositionen 2005 und 2003

Was soll das hier?

Es gibt Bücher die hunderte Seiten Anleitung bieten, wie man beim Beobachten, Zeichnen und Fotografieren von Mond und Platenten vorgehen soll. Mit dieser Seite will ich dazu keine Alternative aufmachen. Ich schildere nur ganz einfach, wie ich vorgehe und was ich in den letzten Jahren daraus gelernt habe.

Und hoffe, wenigstens einen Beobachter mit meiner Begeisterung anstecken zu können. Wer sich also Anregungen für eigene Arbeit aus dieser Seite ziehen mag ist herzlich eingeladen, dies zu tun.

Wenn mir irgendwann einmal eine(r) eine Mail schickt und sagt "Hey, als ich Deine Seite gesehen hab', da hab ich meinen Bleistift gespitzt und ... schau mal, was dabei herausgekommen ist" - was könnte mir schöner sein? Ausser natürlich, wenn mir selbst eine Zeichnung gelungen ist...

Inhalt

Der Planet
Das Fernrohr
Papier und Bleistift
Der Tatort
Die Zeichung
     a) Anlegen
     b) Ausarbeiten
     o) Aufhören
Nachbearbeitung
Excurs: Vergleichbarkeit
Vergleich mit der Simulation
Präsentation
Excurs: Sehen lernen

Der Planet

Ungefähr alle zwei Jahre und zwei Monate überholt die Erde den Mars seiner Bahn innen. Weil der Mars in dieser Situation am Himmel der Sonne direkt gegenüber stet, spricht man von Opposition (genauer: der Mars steht in Opposition zur Sonne, nicht etwa zur Erde ;-). Ungefähr um die Zeit der Opposition ist der Abstand zwischen den beiden Planeten am geringsten. Klar, dass diese Gelegeneit sich besonders gut für Beobachtungen eignet. Je nachdem an welcher Position der exzentrschen Bahnen von Erde un Mars die Oppostition stattfindet, beträt die relative Grüße des Marsscheibhens zwischen 14&qupt (Bogensekungen) und 25". Wegen der Neigung der Erdachse hat der Mars auch bei jeder Opposition eine andere Kulminationshöhe über dem Horizont.

Nach Murphy treefen zwei gute Beobachtunsbedingungen ja nie zusammen, und so war im Jahr 2003 eine Rekord-Opposition, während der die Erde dem Mars so nahe gekommen ist, wie noch nicht vorher in geschichtlicher Zeit. Dabei wurde eine maximale scheinbare Größe von 25" erreicht. Unglücklicherweise konnte der Mars sich dabei mit kaum 25° Horizonthöhe kaum aus dem Bereich schlechten Seeings herausarbeiten.

In 2005 war das anders. Zwar durchmaß das Mars-Scheibchen kaum noch über 20", erreichte aber mit 55° Horizonthöhe sehr beobachtungsfreundliche Gefilde. Immerhin. Leider werden die beiden nächsten Oppositionen erheblich ungünstiger. Zum Jahreswechsel 2006/2007 wird der Mars (in der Nähe von M35) zwar eine Horizonthöhe von über 65° erreichen, aber das Scheibchen wird kaum 16" gross werden. Die darauffolgende Opposition wird noch schlechter, erst danach werden die Bedingungen wieder besser. Angesichts der Auflösung meines Instrumentarium, das im Bereich einer Bogensekunde ist, muss ich mich also also auf eine lange Wartezeit einrichten, bis wieder lohnenswerte Bedingungen zusammenkommen. Ich bin gespannt, ob es diese Homepage noch gibt, wenn es wieder losgeht...

Aus purem Jux habe ich am 28.10.2005, um halb fünf morgens mal die Digiknipse ans Okular gehalten und dabei das Bild hier gewonnen. Erstaunlich. Hätte dabei fast Appetit gewonnen, es einmal mit einer WebCam zu versuchen. Zu schade, dass es schon so spät in der Opposition ist (9.11.), dass man jetzt standortbedingt keine Wunder mehr erwarten kann und dann erstmal die nächsten 13 Jahre nix mehr gescheites kommt... Die Nachbearbeitung bei diesem Foto war allerdings heftig bis grenzwertig. Wenn sonst Mond- oder Planetenfotos so stark geknetet werden, bin ich der erste, der was von totbearbeitet erzählt. Aber es sieht mir nicht nach Artefakten aus, wenn ich mir die zugehörige Zeichnung ansehe...

Das Fernrohr

Hier steht mein verehrtes Fernrohr. Es hat zwar ein ganze Zeit gedauert bis ich von Vixen, damals noch vertreten durch Vehrenberg, eine vernünftige Optik ins Rohr bekommen habe (die ursprüngliche hatte einen deutlichen sphärischen Dachschaden), aber seither ist es ein gutes Fernrohr. Vier Zoll guten (ja, ausgesuchten ;-) Glases und 920mm Brennweite zeigen zwei Kleinkrater in Plato, wenn die Luft mal stillsitzt. Und das ist für einen Vierzöller wirklich ordentlich.

Beim Zeichnen mag ich mich aufs Papier konzentrieren. Daher halte ich eine parallaktische Montierung für das Minimum. Zur Inbetriebnahme der (vorhandenen) Motorisierung habe ich mich bisher noch nicht durchringen können. Und so reicht beim Einnorden auch der Blick über die Achse der Montierung... Zum Auffinden von Planeten ist der angebrachte 6x30 Sucher mehr als ausreichend. Ein Leuchtpunktsucher täte es auch, und notfalls führt auch gefühlvolles Peilen über den Tubus zum Ziel.

Mit einem Vierzöller bin ich bei den lokalen Bedingungen absolut Seeing-berenzt, so dass Okulate von 6, 5 und 4mm zur Anwendung kommen: Vixen LV6, Pentax XL 5.2 und TeleVue Radian 4. Man merkt schon, dass bei unmotirisierter Beobachtung ein Minimum an Gesichtsfeld eine deine Sache ist ;-) Vor dem Okular sitzen ein paar Filter: Ein Baader-Kontrastfilter ist immer dabei und bei der zur Verfügung stehenden Öffnung kommen ansonsten nur Rrot un Orange in Frage, wobei Rot bereits grenzwertig ist.

Die Vixen GP erwesit sich als ausreichend dimensioniert, solange es nicht unangenehm windet. Getragen wird das Ganze von einem aufgebesserten und mit Aluminiumleisten verstärkten Holzstativ. Weil auf meinem Balkonplätzchen ein harter Boden verlegt ist, wird demnächst noch durch Anti-Vibrations-Pads nachgelegt.

Papier und Bleistift

Am Anfang steht ein Kreis, in den dann der visuelle Eindruck von der Marsoberfläche hineingezeichnet wird. Es ist übrigens wirklich ein Kreis, da (anders als z.B. der Jupiter) der Mars keine zeichnerisch relevante Abplattung aufweist. Der Standard für Marszeichnungen ist eine Schablone von 42 mm Durchmesser. Damit kann ich nicht arbeiten. Ich brauche wohl mehr kreativen Freiraum, um mich auszutoben ;-) Also mache ich den Kreis grösser. Als Muster verwende ich den ohnehin nicht zu seinem ursprünglichen Zweck eingesetzten Objektivdeckel vom Vierzöller als Schablone. Das ergibt einen Kreis von etwa 117 mm Durchmesser, der harmonisch auf ein DIN A4 Blatt passt und noch genug Raum für den genzen Sermon lässt, der auch noch niedergeschrieben werden will.

Das verwendete Papier ist übrigens völlig Wurscht. Während der Opposition 2003 hatte ich nichts Besseres zur Hand und so habe ich kurzerhand auf die Rückseiten von Computerausdrucken gezeichnet. Beim Scannen von sowas kommt allerdings immer was von der Ex-Vorderseite mit. Inzwischen verwende ich für alle Zeichnungen einen Skizzenblock mit schwerem Papier. Da kostet das Blatt zwar 10 Euro-Cent. Aber das künstlerische Verhalten (Abstrich, Korrektur, Knittergefahr) ist erheblich angenehmer, und die Digitalisierung ist unprobematisch. Ob man mit Block oder Klemmbrett arbeitet, ist egal. Nur ganz ohne Fixierung geht es nicht.

Durch die große Zeichenfläche habe ich die Möglichkeit, mit leichter Hand Schraffuren anzubringen und kann mit sehr schrägem Stift arbeiten. Es kommt also nie wirklich die punktförmige Beistiftspitze zum Einsatz. Die Stifthaltung ist daher auch vollständig unter der Hand und nicht wie beim Schreiben, wo das Stiftende zwischen Daumen und Zeigefinger oben auf der Hand aufliegt

Und beim Radiergummi brauche ich nicht die härteren Kaliber, die durch Reiben radieren und sehr gezielt. Sondern ich kann den weichen, knetbaren Künstler-Radiergummi einstzen, der durch Tupfen Graphit wegnimmt und so dosierbar und flächig aufhellt. Ein Tupfer auf die Zeichnung koppigiert dann etwa eine Quadratbogensekunde und die Aufhellung ist nicht scharf abgegrenzt, sondern zum Rand hin etwas schwächer.

Beides vermeidet schon im Ansatz die harten Kontraste, die das Motiv ja auch gar nicht hat.

Der Tatort

Die Schablone entsteht noch drinnen. Währenddessen (und in der Zeit, die ich brauche, um nach einem kleinen Boxenstopp das benötigte Material, Okulare usw. bereitzulegen und mir was Warmes anzuziehen) kann sich draussen das Fernrohr an die Umgebungstemperatur gewöhnen. Ist alles beieinander, wird's ernst: es geht ins Dunkle.

Damit ich auch was sehen kann auf dem Zeichenblatt und keine (z.B. rote) Lampe verwenden muss, bleibt drinnen das Licht an. Weil ich schräge Wände habe benutze ich eine Boden-Lampe, die die Raumdecke beleuchtet, und damit fällt etwas indirekter Schein durchs Fenster auf das Zeichnblatt. Zugegebenermassen ein sehr spezielles Setup, aber mit etwas Kreativität findet sich immer eine Möglichkeit, eine bequeme abgedimmte Beleuchtung herzustellen. Wichtig ist, dass das Licht gerade hell genug ist und aus der richtigen Richtung kommt, dass man die Zeichnung gut sehen kann, aber nicht durch direktes Licht geblendet wird oder unerwünschte Reflexe im Okular entstehen.

Man mag jetzt einwenden, dass ein Balkon in bebautem Gebiet nicht der ideale Platz ist, um astronomisch zu beobachten. Die (klein-) städtische Lichtverschmutzung und direkte Einstrahlung von viel zu vielen und viel zu hellen Strassenlaternen vergällen einem das Deep-Sky und die für Mond und Planeten erforderlichen hohen Vergrösserungen leiden erheblich unter der durch grosse Verkehrsflächen, Dächer und Kamine hervorgerufenen Luftunruhe.

Stimmt.

Aber ich werde mich nicht nachts um vier mit dem Refraktor ins Auto setzen und rausfahren. Das muss jeder für sich entscheiden. Und ich entscheide halt so. Also nehme ich, was ich kriegen kann und ins Beobachtungsbuch kommt ein einleitender Absatz von der Art:

Die Bedingungen sind an meinem (Balkon-) Beobachtungsplatz hier in Wiesloch insofern ziemlich unterirdisch, als dass sich rundum viel bebautes Gebiet befindet und das Seeing frühestens gegen Mitternacht erträglich wird. Da man aber auch vor einer Opposition beobachten kann können die frühen Morgenstunden genutzt werden und gelegentlich hält sich die Luftunruhe dann in erträglichen Grenzen, so dass es doch immer wieder eine Reihe von Zeichnungen gibt. Nach der Opposition rückten die möglichen Beobachtungsstunden leider rasch in den Bereich unmöglichen Seeings ab, so dass es ab einem gewissen Zeitpunkt keinen Sinn mehr macht, das Fernrohr nach draussen zu tragen.

Die Zeichnung

a) Anlegen

Der erste Blick durch's Teleskop dient der reinen Lust am Beobachten. Mit ein bischen Routine kann man aber schon erkennen, welche Seite des Planeten man in etwa vor sich hat und durch wieviel Luftunruhe man sich in der nächsten halben Stunde durchgraben muss. Es ist übrigens nicht unbedingt zweckmässig, schon vor der Beobachtung einen Blick auf die Simulation zu werfen. Zur Beobachtungsplanung natürlich (um zu wissen, ob man um elf raus muss oder um fünf um die grosse Syrte zu sehen), aber direkt vor der Beobachtung sollte man der Versuchung wiederstehen, damit nicht die Wahrnehmung durch die Erwartungshaltung gefiltert wird.

Jetzt geht's zu Werke: Zuerst wird grossräumig die Helligkeitsverteilung aufs Papier übertragen. Ich starte übrigens mit dem "weissen" Blatt Papier und nicht mit einer vorschaffierten Schablone, damit ich an der Helligkeitsverteilung auch mit dem Radiergummi herumlaborieren kann. Ist schon ein grauer Grundton vorhanden, wird der beim radieren mit weggenommen und dann bekommt man eine Art hellen Schatten um die dunklen Bereiche, was sich später nur umständlich korrigieren lässt. Also starte ich mit dem weissen Blatt und wenn die Grundanlage fertig ist, wird grossräumig drüberschraffiert.

Der Rest der Seite...

... ist leider noch nicht fertig. Aber ich wollte die übrigen Seiten schon mal online stellen (speziell für Antares noch in diesem Jahr ;-) Und so nehme ich diese Baustelle in Kauf. Sie wird auch nicht die erste sein, die weggemacht wird, weil daneben eine Reihe von Mondzeichnungen auf ihr Plätzchen auf dem Server warten ...

b) Ausarbeiten

Blah.

o) Aufhören

Blah.

Nachbearbeitung

Blah.

Excurs: Vergleichbarkeit

Blah.

Vergleich mit der Simulation

Blah.

Präsentation

Blah.

Excurs: Sehen lernen